Tech­no­lo­gie­po­li­tik

Leit­ge­dan­ke der Tech­no­lo­gie­po­li­tik muss die Tech­no­lo­gie­of­fen­heit sein. Der Staat de­fi­niert das Ziel und stellt Rah­men und Mit­tel zur Ver­fü­gung, lässt den Weg aber of­fen. Da­mit för­dert er die Krea­ti­vi­tät von For­schern und Ent­wick­lern. Als Ge­gen­bei­spiel kön­nen ver­schie­de­ne Maß­nah­men im Zu­sam­men­hang mit der En­er­gie­wen­de die­nen.

Schwer­punk­te de­fi­nie­ren

Tech­no­lo­gie­of­fen­heit be­deu­tet nicht, dass kei­ne Schwer­punk­te bei ein­zel­nen Schlüs­sel­an­wen­dun­gen und -tech­no­lo­gi­en de­fi­niert wer­den soll­ten und so­gar müss­ten. Deutsch­land und Bay­ern müs­sen gleich­zei­tig bis­he­ri­ge Stär­ken be­wah­ren und aus­bau­en – et­wa die ho­he In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit der Au­to­mo­bil­in­dus­trie, die für deut­lich mehr als ein Drit­tel der na­tio­na­len F+E-Auf­wen­dun­gen der Wirt­schaft steht – und in an­de­ren Be­rei­chen ge­zielt neue Kom­pe­ten­zen auf­bau­en.

Hand­lungs­be­darf bei Schlüs­sel­an­wen­dun­gen baye­ri­scher Zu­kunfts­fel­der

Wich­tig ist die Ein­rich­tung (wei­te­rer) Ex­pe­ri­men­tier­räu­me, Re­alla­bo­re und Test­fel­der – vor al­lem für die Schlüs­sel­an­wen­dun­gen, mit de­nen Men­schen di­rekt in Kon­takt kom­men, bei­spiels­wei­se im Mo­bi­li­täts­be­reich.

 

Ei­ne Pa­ten­t­ana­ly­se, wie sie der Stu­die Tech­Check 2019. Er­folgs­fak­tor Mensch. zu­grun­de liegt, muss fer­ner An­lass sein, sich nicht nur die be­son­ders dy­na­mi­schen Be­rei­che an­zu­se­hen, son­dern auch die heu­te noch schwach aus­ge­präg­ten Ver­knüp­fun­gen. Ein Bei­spiel da­für ist die Na­no­tech­no­lo­gie. An die­sen Schnitt­stel­len kann noch un­ge­ho­be­nes Po­ten­zi­al lie­gen. Ge­ra­de für die Be­ur­tei­lung „ris­kan­ter“ For­schungs­pro­jek­te ist das re­le­vant.

 

For­schungs­för­de­rung

Die For­schungs­för­de­rung muss Im­pul­se set­zen, da­mit Ant­wor­ten auf wich­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen ge­fun­den wer­den, da­bei aber auch der Krea­ti­vi­tät der For­scher und Ent­wick­ler den not­wen­di­gen Raum las­sen. Die Pro­gramm- und Pro­jekt­för­de­rung muss ne­ben der steu­er­li­chen For­schungs­för­de­rung min­des­tens in glei­chem Um­fang er­hal­ten blei­ben.

 

Rich­tig ist, dass der Frei­staat sei­ne For­schungs­för­de­rung – den Emp­feh­lun­gen des Zu­kunfts­rats ent­spre­chend – nun­mehr u. a. da­hin­ge­hend an­passt, dass Ko­ope­ra­tio­nen auch mit gro­ßen Un­ter­neh­men ge­stärkt wer­den. Wer gro­ße Un­ter­neh­men bei der För­de­rung au­ßen vor lässt, ver­gibt Chan­cen für den Stand­ort. Zu­dem ist der Spill­over-Ef­fekt bei grö­ße­ren Un­ter­neh­men nach­weis­lich grö­ßer, al­so der po­si­ti­ve ge­samt­wirt­schaft­li­che Ef­fekt der Wis­sens­dif­fu­si­on. Grund­la­gen­for­schung fin­det der­zeit in Drei-Jah­res-Zy­klen statt und be­wegt sich in ei­nem zu en­gen Rah­men. Sie muss auch völ­lig ziel­frei mög­lich sein. Der Ge­dan­ke „high Risk, high re­ward“ spielt bis­her kei­ne Rol­le in der deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft. Vor­bild kön­nen hier zum Bei­spiel die Pro­gram­me der US-ame­ri­ka­ni­schen NSF (Na­tio­nal Sci­ence Foun­da­ti­on) oder NIH (Na­tio­nal In­sti­tu­tes of Health) sein. Ri­si­ko (bei­spiels­wei­se im Sin­ne kom­plett neu­ar­ti­ger An­sät­ze) muss auch in Deutsch­land po­si­tiv be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen (vgl. Ka­chel 03.2, Aus­klap­per 3).

 

Auch für die pro­jekt­spe­zi­fi­sche For­schungs­för­de­rung gilt, dass die­se be­stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt und neue For­ma­te er­probt und aus­ge­rollt wer­den müs­sen. Ins­be­son­de­re lei­det die an­wen­dungs­na­he For­schungs­för­de­rung der­zeit dar­un­ter, dass die Wahr­schein­lich­keit, das im Pro­jek­tan­trag for­mu­lier­te Pro­jekt­ziel zu er­rei­chen, ein we­sent­li­ches Kri­te­ri­um bei der Pro­jekt­aus­wahl ist. Dar­aus re­sul­tiert ein zu gro­ßer Fo­kus auf in­kre­men­tel­le In­no­va­tio­nen. Zwar gibt es in Deutsch­land zu­sätz­lich zur Pro­jekt­för­de­rung auch ei­ne Grund­fi­nan­zie­rung von Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­ein­rich­tun­gen, al­ler­dings sind die­se ei­ner­seits für die Durch­füh­rung von ri­si­ko­rei­chen Pro­jek­ten auf dem Ge­biet der an­ge­wand­ten For­schung zu knapp be­mes­sen und an­de­rer­seits den Un­ter­neh­men der Pri­vat­wirt­schaft nicht zu­gäng­lich. Es feh­len in Deutsch­land de­zi­dier­te För­der­instru­men­te mit Fo­kus auf For­schungs­vor­ha­ben, die ei­ner­seits ei­nen gro­ßen tech­no­lo­gi­schen Durch­bruch mit un­mit­tel­ba­rer An­wend­bar­keit brin­gen, an­de­rer­seits aber auch mit ei­ner si­gni­fi­kan­ten Wahr­schein­lich­keit schei­tern könn­ten. Sol­che In­stru­men­te müs­sen zu­dem ei­ne aus­rei­chend gro­ße Au­to­no­mie im Hin­blick auf Hand­lungs- und Ent­schei­dungs­spiel­räu­me für die Ziel­er­rei­chung bie­ten. Vor­bild hier­für ist z. B. die US-ame­ri­ka­ni­sche DAR­PA, an der sich auch die für Deutsch­land ge­plan­te „Agen­tur für Sprun­gin­no­va­tio­nen“ (vgl. Ka­chel 02.3.1, Aus­klap­per 7) und „Cy­be­r­agen­tur“ ori­en­tie­ren.

Re­gio­na­le Ver­tei­lung

Es muss Bay­ern ge­lin­gen, mehr Bun­des­mit­tel und EU-Mit­tel an den Stand­ort zu ho­len. Um­ge­kehrt müs­sen Bund und EU die re­la­ti­ve Stär­ke des Frei­staats – auch be­dingt durch die ho­he Dich­te an wich­ti­gen An­wen­der­bran­chen – als Ar­gu­ment für und nicht ge­gen ei­ne Un­ter­stüt­zung und An­sie­de­lung neu­er Kom­pe­tenz­zen­tren be­trach­ten: Tech­no­lo­gie­för­de­rung darf nicht mit Re­gio­nal­för­de­rung ver­wech­selt wer­den. Wo es dar­um geht, in­ter­na­tio­na­le Leucht­kraft zu er­zie­len und wirk­sa­me Im­pul­se zu set­zen, muss auf vor­han­de­nen Stär­ken auf­ge­baut wer­den.

 

Das gilt grund­sätz­lich auch für die För­de­rung in­ner­halb des Frei­staats: Es muss die rich­ti­ge Ba­lan­ce ge­fun­den wer­den zwi­schen ei­ner lan­des­weit gu­ten For­schungs­in­fra­struk­tur, die ge­ra­de mit Blick auf den Tech­no­lo­gie­trans­fer in den Mit­tel­stand wert­voll ist, und ei­ni­gen her­aus­ra­gen­den Zen­tren (wie z. B. die sog. Leis­tungs­zen­tren).

Tech­no­lo­gie­trans­fer

Pu­bli­ka­tio­nen