Wirt­schaft­li­che Po­ten­zia­le in den Zu­kunfts­fel­dern

Bay­ern und Deutsch­land pro­fi­tie­ren von ei­ner star­ken In­dus­trie und de­ren Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft auf heu­te wich­ti­gen Fel­dern. Das darf aber nicht den Blick da­für ver­stel­len, dass die Kar­ten in ei­ner stark da­ten­ba­sier­ten Wirt­schaft neu ge­mischt wer­den und hier die in­ter­na­tio­na­len Wett­be­wer­ber das Ge­sche­hen do­mi­nie­ren. Auch auf den üb­ri­gen Zu­kunfts­fel­dern müs­sen die be­stehen­den Po­ten­zia­le noch bes­ser ge­ho­ben wer­den, um die künf­ti­ge Wett­be­werbs­fä­hig­keit zu si­chern.

 

Wirt­schaft­li­che Po­ten­zia­le in den Zu­kunfts­fel­dern

Zur Ab­schät­zung der öko­no­mi­schen Be­deu­tung der Zu­kunfts­fel­der für den In­dus­trie­stand­ort Deutsch­land wur­de in der Stu­die Tech­Check 2019. Er­folgs­fak­tor Mensch. ein Ver­fah­ren ein­ge­setzt, das Pa­tent- und Pro­duk­ti­ons­da­ten kom­bi­niert. Da­nach sind die Tech­no­lo­gi­en aus dem Be­reich IVS (In­tel­li­gen­te Ver­kehrs­sys­te­me) und zu­künf­ti­ge Mo­bi­li­tät deutsch­land­weit mit Ab­stand am be­deu­tends­ten. Die­se Tech­no­lo­gi­en fan­den in Gü­tern An­wen­dung, auf die im Jahr 2017 ein ge­schätz­tes Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men von ins­ge­samt rund 332 Mil­li­ar­den Eu­ro ent­fiel (vgl. Ab­bil­dung un­ten). Der Be­reich zeich­net sich zu­dem durch ei­ne sehr dy­na­mi­sche Ent­wick­lung aus. Seit 2009 hat das Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men um knapp 50 Pro­zent zu­ge­nom­men. Dies spie­gelt v. a. die sehr er­folg­rei­che Ent­wick­lung des Kraft­wa­gen­baus in Deutsch­land. Die enor­me Be­deu­tung des Kraft­wa­gen­baus für das Zu­kunfts­feld IVS und zu­künf­ti­ge Mo­bi­li­tät birgt die Ge­fahr ei­nes Klum­pen­ri­si­kos.

 

 

Eben­falls von gro­ßer Be­deu­tung sind En­er­gie(sys­tem)tech­no­lo­gi­en, auf die im Jahr 2017 ein Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men von ins­ge­samt 202 Mil­li­ar­den Eu­ro ent­fiel. An­wen­dung fin­det die­ses Zu­kunfts­feld v. a. in den Bran­chen elek­tri­sche Aus­rüs­tun­gen, Ma­schi­nen- und Kraft­wa­gen­bau. Mit ei­nem Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men von ins­ge­samt 134 Mil­li­ar­den Eu­ro im Jahr 2017 folgt das Zu­kunfts­feld IKT und Di­gi­ta­li­sie­rung an drit­ter Po­si­ti­on, wo­bei hier die Pro­duk­ti­ons­sicht die tat­säch­li­che wirt­schaft­li­che Be­deu­tung nur sehr un­voll­stän­dig ab­bil­den kann (vgl. nächs­ter Ab­schnitt). Den stärks­ten Pro­duk­ti­ons­zu­wachs zwi­schen 2009 und 2017 ver­zeich­nen Gü­ter, die Luft- und Raum­fahrt­tech­no­lo­gi­en nut­zen, mit et­wa 85 Pro­zent. Der Durch­schnitt al­ler In­dus­trie­gü­ter liegt bei ei­nem Zu­wachs von 36 Pro­zent. Ins­ge­samt schlägt sich fast je­des der zehn Zu­kunfts­fel­der in ei­ner oder meh­re­ren Schlüs­sel­bran­chen nie­der. Al­lein in Gü­tern aus dem Be­reich Ma­schi­nen­bau fin­den neun der zehn Zu­kunfts­fel­der Ver­wen­dung.

 

Die­ses aus Pa­tent- und Pro­duk­ti­ons­sta­tis­tik ab­ge­lei­te­te Bild kann die wirt­schaft­li­che Rea­li­tät und ins­be­son­de­re die Rol­le der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on na­tur­ge­mäß nur un­voll­stän­dig ab­bil­den. Wer­den zu­sätz­lich Dienst­leis­tun­gen in die Be­trach­tung ein­be­zo­gen, fällt die öko­no­mi­sche Be­deu­tung der Zu­kunfts­fel­der ins­ge­samt deut­lich hö­her aus. Das gilt ins­be­son­de­re für IKT und Di­gi­ta­li­sie­rung, wo sich we­sent­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Tä­tig­kei­ten nicht in Pro­duk­ten, son­dern in Dienst­leis­tun­gen nie­der­schla­gen. So lag die di­gi­ta­le Wert­schöp­fung mit 244 Mil­li­ar­den Eu­ro im Be­reich In­dus­trie und in­dus­trie­na­he Dienst­leis­tun­gen schon im Jahr 2016 deut­lich über dem ge­schätz­ten Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men für den Be­reich IKT und Di­gi­ta­li­sie­rung. Un­voll­stän­dig er­fasst wer­den bis­lang auch die auf Di­gi­ta­li­sie­rung und ins­be­son­de­re in­tel­li­gen­te Da­ten­nut­zung zu­rück­zu­füh­ren­den Pro­duk­ti­vi­täts­fort­schrit­te in Un­ter­neh­men sämt­li­cher Bran­chen (vgl. aus­führ­lich Neue Wert­schöp­fung durch Di­gi­ta­li­sie­rung. Ana­ly­se und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen, 2017). Auch in den an­de­ren Zu­kunfts­fel­dern ge­win­nen (pro­dukt­be­glei­ten­de) Dienst­leis­tun­gen und „Sys­te­m­an­ge­bo­te“ zu­neh­mend an Be­deu­tung.

 

Spe­zi­ell Platt­for­men spie­len bei der Um­set­zung der Po­ten­zia­le der Di­gi­ta­li­sie­rung in kon­kre­te Ge­schäfts­mo­del­le ei­ne zen­tra­le Rol­le und schaf­fen mit ih­ren Ska­len-, Ver­bund- und Netz­wer­k­ef­fek­ten auch neue Markt­struk­tu­ren. Im Ver­brau­cher­be­reich ist die Do­mi­nanz der US-ame­ri­ka­ni­schen Platt­for­men groß. Ama­zon er­reicht ei­nen Un­ter­neh­mens­wert, der deut­lich über dem Markt­wert al­ler zehn wert­volls­ten DAX-Un­ter­neh­men zu­sam­men liegt. Bis­her ha­ben Deutsch­land und Bay­ern kaum in­ter­na­tio­nal re­le­van­te Ver­brau­cher-Platt­for­men her­vor­ge­bracht. Noch voll­kom­men of­fen ist das Ren­nen da­ge­gen im B2B-Be­reich, al­so bei­spiels­wei­se bei Platt­for­men für die Or­ga­ni­sa­ti­on des In­ter­nets der Din­ge (vgl. nä­her die vbw Stu­die Platt­for­men – In­fra­struk­tur der Di­gi­ta­li­sie­rung, 2019). Zu be­ach­ten ist da­bei al­ler­dings, dass vie­le deut­sche An­bie­ter für ih­re Platt­for­men wie­der­um die In­fra­struk­tur von Ama­zon Web Ser­vices oder Mi­cro­soft Azu­re nut­zen.

 

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