Empfehlungen Technologietransfer / Kooperation
Austausch und Vernetzung als Erfolgsfaktoren der Zukunft
Die traditionellen Grenzen zwischen einzelnen Branchen und Technologiefeldern lösen sich zunehmend auf. Dem Technologietransfer und der Kooperation zwischen ursprünglich fremden Bereichen kommt eine maßgebliche Bedeutung für den Erhalt der Technologieführerschaft zu.
Schnittstellen für den systematischen Austausch
Neue Akteure müssen in künftige Innovationsprozesse integriert werden. An Schnittstellen kommt es auf den systematischen Wissens- und Erfahrungsaustausch an, um die Entwicklung von Querschnitts- und Integrationstechnologien voranzutreiben. Leitbild für einen solchen Austausch muss eine technologieoffene Zielorientierung sein.
Branchenübergreifende Cluster
Die heutigen Förderstrukturen sind stark sektoral organisiert; sie nehmen eine Trennung entlang der klassischen Einteilung in Branchen und Technologien vor. Die Aufgabe von Politik und Wirtschaft ist es, die Infrastruktur für einen anwendungs- und problemorientierten Austausch bereitzustellen. Die in der Vergangenheit erfolgreiche Cluster-Offensive des Freistaats muss jetzt weiterentwickelt werden.
Das Ziel muss in einer echten Vernetzung liegen, d. h. dem Zusammenbringen der Wissensträger und Entscheider aus verschiedenen Branchen und Technologiefeldern. Entsprechend sind Cross-Cluster-Aktivitäten häufiger und effizienter zu initiieren, da Innovationen oft an den Schnittstellen zwischen Branchen und Technologiefeldern entstehen. Dachorganisationen oder Geschäftsstellen sind dafür nicht erforderlich.
Organisatorisch müssen die Cluster
– entsprechend der Förderrichtlinien (Bund bzw. EU) aufgestellt sein;
– ihr Marketing mit den beteiligten Unternehmen sowie den Wirtschafts-und Wissenschaftsorganisationen koordinieren;
– nachweislich effizient arbeiten.
Es empfiehlt sich die stärkere Bindung der Akteure an die Cluster durch Institutionalisierung derjenigen Cluster, die heute noch informell organisiert sind, etwa über Vereinsstrukturen. Die neuen Cluster müssen auf dem Erfolg bisheriger Instrumente, wie der Exzellenzcluster zur Profilierung von Universitäten und der Spitzencluster zur regionalen Vernetzung von Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen, aufsetzen und sie leistungs- und verwertungsorientiert weiterentwickeln.
Es gilt die gesamte Wertschöpfungskette von Beschaffung über Produktion bis hin zum Marketing, Vertrieb und Service abzudecken. Als Vorbild kann das erfolgreiche Chemie-Cluster dienen: Es erschließt versteckte Märkte sowohl auf vertikaler Ebene (chemische Vorprodukte oder Dienstleistungen, die auch an Abnehmer aus anderen Branchen verkauft werden können) als auch auf horizontaler Ebene (chemische Aufwertung industrieller Endprodukte, etwa durch neue Beschichtungen).
Abgrenzung überwinden
Der Wissenschaft kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Auf der Entwicklungsebene soll die wissenschaftliche (universitäre und außeruniversitäre) Forschung eine Vordenkerrolle übernehmen, welche Auswirkungen beispielsweise die Digitalisierung auf einzelne Technologiefelder hat.
Dabei muss das Denken in traditionellen Fakultäts-, Branchen- und Technologiegrenzen aufgebrochen werden. Hürden sind abzubauen, die durch die Kulturunterschiede gerade zwischen Unternehmen und Universitäten bestehen und einem Austausch im Wege stehen. Hier sind Staat und Wissenschaft gleichermaßen gefordert, um administrative Hemmnisse zu beseitigen.
Vernetzte Bildung und Forschung
Der Bedeutungszuwachs von technologischen und systemischen Schnittstellen erfordert mehr Inter- und Transdisziplinarität sowie Mehrfach-Qualifikationen. Die Berufsmärkte sind volatiler geworden und erfordern deshalb vom Einzelnen größere Themen- und Standortflexibilität als in der Vergangenheit.
Interdisziplinarität und Transdisziplinarität
Um vernetzte und komplexe Probleme zu bewältigen, muss das Bildungssystem auf Kooperation ausgelegt sein und die Fähigkeit zur Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen und mit Experten außerhalb des Wissenschaftsbetriebs vermitteln.
Das gelingt nur, wenn eine sektorale Durchlässigkeit erreicht wird. Hierfür muss die Kompatibilität von Bachelor- und Masterstudiengängen aus unterschiedlichen Fachrichtungen ausgebaut werden. So könnte man beispielsweise einen Biotechnologie-Bachelor für ein Masterstudium in Informatik motivieren. Ebenso sind Medizin- und die Ingenieursfächer bereits auf dem Niveau der jeweiligen Studiengänge zur inhaltlichen Vernetzung empfohlen. In die Mediziner-Ausbildung müssen technische Fächer aufgenommen werden; die Ausbildungsordnung der Mediziner (Lernzielkatalog) und die Approbationsordnung für Ärzte sind dringend anpassungsbedürftig. Die Mechatronik mit ihrem Kernziel, intelligente Mechanismen durch bestmögliche Integration von Maschinenbau, Elektrotechnik/Elektronik und Informatik zu schaffen, ist hervorragend geeignet, um Abgrenzungen zwischen klassischen Fakultäten abzubauen.
Interdisziplinarität setzt einerseits die verstärkte Zusammenarbeit über Fakultätsgrenzen hinweg voraus, andererseits ist eine gemeinsame Hochschulstrategie erforderlich. Ausbildungsangebote können vielfach nicht mehr auf einzelne Fakultäten beschränkt werden (z.B. Big Data, Games Engineering). Ein Anreiz für mehr Interdisziplinarität an Hochschulen könnte die Bildung themenbezogener Kooperationsplattformen – auch zwischen Universitäten und Fachhochschulen – für gemeinsame Abschluss- und Promotionsarbeiten sein (System „Verbundpromotion“). Die Grundausbildung (Bachelorphase) muss generalistisch ausgerichtet sein, während die fortgeschrittene Ausbildung (Masterphase bzw. strukturierte Promotion) der Spezialisierung dient. Diesen Ansatz verfolgt der BSc-Studiengang „Ingenieurwissenschaften“ an der TU München, der für zahlreiche vertiefte Ausbildungsoptionen (Masterstudium) anschlussfähig ist.
Systemkompetenz
Die Entwicklungen hin zur Industrie 4.0 und zu Smart Products verstärken die firmenübergreifende Vernetzung von Wertschöpfungsketten. Die frühzeitige, auf die Erfordernisse des Endprodukts zugeschnittene Abstimmung in der Wertschöpfungskette ist oft ein Problem. Dies führt z.B. zu Aufschlägen bei den Qualitätsanforderungen von Einzelkomponenten, die von Zulieferer zu Zulieferer weitergereicht werden und so zu einer Übererfüllung der Erfordernisse und zur Kostensteigerung beitragen. Systemkompetenz wird zum entscheidenden Faktor.
Um derartige Abstimmungsprozesse systematisch zu verbessern und die Grundlagen sowie erforderlichen Kompetenzen wissenschaftlich fundiert zu erarbeiten, ist ein Institut oder Zentrum für „Systems Engineering“ erforderlich; es sollte durch mehrere Fachkompetenzen breit und interdisziplinär aufgestellt sein. Ein ganzheitlicher Ansatz unter Einbeziehung von Arbeitswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Psychologie, Sozialwissenschaften u.a. fehlt in der bundesdeutschen Hochschullandschaft. Hier sollte Bayern die Vorreiterrolle übernehmen.
Duale Studiengänge
Dringlich sind die Förderung von dualen Studiengängen und deren Einführung an Universitäten. Dadurch wird vor allem der lernende Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt. Empfohlen wird deshalb die Initiative Bayern.Dual, mit Pilotprogrammen, die von Staat und Wirtschaft gemeinsam anschubgefördert werden.
Gründerzentren
Gründerzentren sind wirksame Bindeglieder zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie verstärken das Engagement und Interesse von Studierenden, über die Grenzen ihres akademischen Studiums hinauszuwachsen. Gerade für mittelständische Unternehmen können sich hieraus wertvolle Innovationsanstöße ergeben.
Wir benötigen untereinander vernetzte (digitale) Gründerzentren in allen Regierungsbezirken, die in der Nähe einer oder mehrerer Hochschulen angesiedelt werden, die von Anfang an eng eingebunden werden müssen. Auch die Einbindung der etablierten regionalen Unternehmen und Unternehmensnetzwerke ist sicherzustellen.
Um den Internet- und Medienstandort Bayern international zu stärken, muss ein sichtbarer Kristallisationspunkt geschaffen werden. Dieser benötigt Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Professionalisierung und Internationalisierung von Gründern und zur Vernetzung von Teilbranchen, wie z.B. der Medien- und Gamesbranche, und weiteren davon profitierenden Unternehmen.
Entscheidend ist neben der reinen Infrastruktur auch das „Klima“, das den Kontakt zwischen Gründern, mit etablierten Unternehmen, Wissenschaft, Verwaltung, Venture- Capital-Gebern und Wirtschaftsorganisationen fördern muss. Ein wichtiger Mehrwert sind für viele Gründer ein niederschwelliger Zugang und kurze Wege. Vorbild sollten die digitalen Leitregionen und Gründer-Hotspots der Welt sein.
Die Aktivitäten und Unterstützungsangebote für Gründer werden über eine zentrale bayerische Kommunikationsplattform bekannt gemacht.
Durchlässigkeit zwischen Industrie und Hochschule
Um ihre Mitarbeiter gezielt interdisziplinär zu qualifizieren, müssen die Unternehmen auf die Universitäten zugehen. Besonders geeignet sind Forschungssemester für Unternehmensmitarbeiter in der universitären Forschung. Damit es bei den Mitarbeitern nicht zu finanziellen Einbußen kommt, sollte vonseiten der Wirtschaft die Finanzierungslücke zwischen dem regulären Gehalt und der universitären Bezahlung überbrückt werden.
Umgekehrt müssen Hochschullehrer zeitweise (z.B. bis zu 5 Jahre) in die Industrie wechseln können, ohne Nachteile beim Karriereaufstieg und bei der Altersversorgung zu erleiden. Führende Hochschulen Europas, z. B. die ETH Zürich, bieten diese Möglichkeit seit Langem. Das bayerische Hochschullehrergesetz muss entsprechend angepasst werden.
Unternehmergeist in der Wissenschaft fördern
Zu einer echten Innovationskultur gehören förderliche Rahmenbedingungen für Firmenausgründungen aus der Forschung. Im Bereich der Hochschulen sind gründungsaktiven Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten Freisemester zu gewähren. Entrepreneurship-Kurse an Hochschulen dürfen keine Ausnahmeerscheinung bleiben. Ausgründungen gehören in die akademische Leistungsbilanz. Bei Neuberufungen sind unternehmerische Erfahrungen zu berücksichtigen.
Der Wert des geistigen Eigentums ist in der universitären Forschung erheblich unterbewertet. Hier liegt eine der Ursachen für den vielfach mangelhaft ausgeprägten „entrepreneurial spirit“. Diesem Mangel kann durch ein systematisch wirksames Scouting-System entgegengewirkt werden, indem die Wissenschaftler für die unternehmerische Relevanz ihrer Erfindungen sensibilisiert werden, verbunden mit professioneller Hilfestellung bei Patent- und Gebrauchsmuster-Anmeldungen.
Generell sind Maßnahmen zur Etablierung einer Intra- und Entrepreneurship- Kultur bei Mitarbeitern im Forschungssektor sowie bei Hochschulabsolventen umzusetzen. Die Unternehmensgründung als alternativer Karriereweg für wissenschaftliche Mitarbeiter muss gleichwertig positioniert werden neben dem Verbleib am Forschungsinstitut bzw. an der Hochschule oder dem Wechsel in die Industrie. Hier wird Handlungsbedarf im Bayerischen Hochschulgesetz und im Bayerischen Hochschulpersonalgesetz gesehen.
All diese Maßnahmen haben nichts mit dem gelegentlich beschworenen Schreckgespenst „Ökonomisierung der Wissenschaft“ zu tun. Sie haben vielmehr das Ziel, die Innovationskraft der wissenschaftlichen Forschung im wohlverstandenen Interesse der Gesellschaft zu stärken.
Digitalisierung in der Bildung vorantreiben
Digitales Lernen
Im gesamten Bildungsbereich müssen digitale Technologien als Werkzeuge zur Verfügung stehen. Bildungsinhalte müssen die Digitalisierung aufgreifen und umsetzen.
Dazu müssen Schulen flächendeckend mit der erforderlichen Infrastruktur ausgestattet und auf die Nutzung neuer Technologien eingestellt sein. Lehrmaterialien müssen die Potenziale des heute verfügbaren Wissens voll ausschöpfen, damit den Schülern lebens- und praxisnah die richtigen Kompetenzen vermittelt werden. Die 1:1-Umsetzung heutiger Schulbücher als E-Book genügt nicht. Entscheidend sind die Vernetzung und der jederzeitige Zugriff auf weiterführende Informationen. So ist bei Verlinkungen nicht maßgebend, ob die dahinter liegenden Informationen jederzeit von der Schuldbehörde umfassend kontrolliert werden können – dem Schüler muss vielmehr die Fähigkeit zur kritischen Einordnung und richtigen Nutzung von Daten und Fakten vermittelt werden.
Digitalisierung in Aus- und Weiterbildung
Digitale Kompetenzen müssen zum selbstverständlichen Gegenstand jeder Ausbildung werden – von der Beherrschung gängiger Anwendungen über den sicheren Umgang mit verfügbaren Informations- und Kommunikationskanälen bis zu einem grundlegenden Verständnis von Struktur und Aufbau von IT-Systemen einschließlich der damit verbundenen Sicherheitsfragen. Hinzu kommen spezielle Kenntnisse für die jeweiligen Bereiche, wie etwa Wissen über E-Commerce für den Handel und Vertrieb.
Forcierung der Kooperationsfähigkeit
Bei der Entwicklung an den Schnittstellen von etablierten Technologiefeldern müssen neue Akteure systematisch in Innovationsprozesse einbezogen werden.
Öffnung und Internationalisierung
Bayern ist als exportstarkes Land bereits heute stark globalisiert. Jedes zweite bayerische Unternehmen ist direkt oder indirekt in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden. Viele arbeiten auch im Bereich F+E mit internationalen Partnern zusammen. Deshalb dürfen Förderprojekte nicht an der Landesgrenze enden, vielmehr ist auch bei der Förderpolitik eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit erforderlich. Weiterhin ist die Internationalisierung regionaler Innovationscluster anzustreben.
Bundesmittel und EU-Gelder (z.B. KICs, Horizon 2020) müssen gezielt nach Bayern geholt und mit bayerischen Mitteln kombiniert werden. Die Hebelwirkung ist beachtlich und dadurch können zusätzliche bayerische Projekte angeschoben werden. Gerade staatliches Handeln muss sich stärker an diesem Ziel ausrichten. Über die erfolgreichen Aktivitäten der Bayerischen Forschungsallianz hinaus erscheint es dringend geboten, die Akquisition von Großforschungsprojekten (z. B. Knowledge and Innovation Communities (KICs) der Europäischen Union) systematisch zu unterstützen, um im verschärften europäischen Wettbewerb bayerische Erfolgsgeschichten zu begründen. Hierzu bedarf es in der oft mehrjährigen Vorbereitungsphase managementerfahrener Koordinatoren, die diese großen Verbundprojekte im Wissensdreieck „Research – Teaching – Entrepreneurship“ und zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auf den Weg bringen.
Insbesondere Gründer und junge Unternehmen müssen bei der Internationalisierung unterstützt werden, zum Beispiel mit Start-up-Unternehmerreisen und Ausbildungsprogrammen.
Kooperation zwischen Unternehmen
Zur Förderung der Entwicklung über Branchen- und Technologiegrenzen hinweg ist es erforderlich, die Kooperation zwischen Unternehmen zu stärken und zu vereinfachen. Hilfreich ist hier die Bereitstellung von Services, Informationen und Best-Practice-Beispielen. Gerade bei hoher Technologiereife wird auf Kooperationen oftmals verzichtet, weil die einzelnen Fertigungsschritte nicht im Rahmen gewerblicher Schutzrechte abgesichert werden können. Eine institutionalisierte und längerfristige Zusammenarbeit im Rahmen von Forschungsverbünden kann hier Abhilfe schaffen, auch im Verhältnis zwischen Unternehmen und Hochschulen.
Entscheidend ist, dass Start-ups in die Kooperationsprozesse einbezogen werden. Ein gutes Beispiel ist die Plattform Bits & Pretzels mit rund 2.000 Teilnehmern. Sie trägt einerseits dazu bei, die Sichtbarkeit der bayerischen Gründerszene zu erhöhen, andererseits bietet sie vor allem Start-ups eine Möglichkeit zur Vernetzung mit etablierten Unternehmen. Die Plattform muss daher verstetigt werden. Weitere Netzwerktreffen, auf denen junge Unternehmen ihre Entwicklungen und Ideen vorstellen, Kontakte knüpfen und Kooperationen anbahnen können, müssen folgen.
Kooperationen bieten sich – auch mit Unterstützung des Staates – im Bereich des Handels an. Beispiele sind die Erhöhung der Online-Sichtbarkeit von Kleinstunternehmen durch Beteiligung an Werbegemeinschaften und Heranführung an E-Commerce-Marktplätze oder die Heranführung von Händlerzusammenschlüssen mittelständischer Unternehmen auf lokaler Ebene an den E-Commerce.
Verbundprojekte zwischen Groß- und Kleinunternehmen
Innovationsprozesse bei großen Organisationen stoßen nicht selten auf organisationsimmanente Trägheit und Routinen. Um auf immer schneller getaktete Herausforderungen wirksam reagieren zu können, müssen die Innovationsprozesse schneller und flexibler werden.
Entsprechend muss die Vernetzung der Forschungs- und Innovationsaktivitäten von Groß- und Kleinunternehmen intensiviert werden. Dabei werden Organisationseigenschaften kombiniert: Kleinunternehmen können ihre Vorteile als schnelle und flexible Akteure einbringen, Großunternehmen hingegen ihre Beständigkeit und (finanzielles) Durchhaltevermögen. Dadurch entsteht eine dynamische Entwicklungs- und Erprobungslandschaft für innovative Ideen.
Entscheidend ist die gezielte staatliche Förderung von Verbundprojekten zwischen Groß- und Kleinunternehmen. Erforderlich ist hier nicht nur die Förderung von Neuprojekten, sondern auch die von Innovationen im Rahmen bestehender regionalen Wertschöpfungsketten. Hier kann auf eine bewährte, vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden.
Kooperationszentren Unternehmen – Wissenschaft
Für mittelständische Unternehmen ist ein stärkerer Input aus universitärer und außeruniversitärer Forschung von großem Wert. Als Best-Practice-Beispiel ist das Kompetenzzentrum Mittelstand (KME) der Technischen Universität München und des vbm zu werten. Bundesweit würde Bayern eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn an geeigneten Universitätsstandorten staatlicherseits Forschungsgebäude errichtet würden, in denen die Kooperationsforschung mittelständischer Unternehmen mit Universitäten und Fachhochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfolgt. Solche Zentren wären ideal für Verbundpromotionen geeignet, wie sie in Bayern derzeit zwischen den beiden Hochschularten entwickelt werden. Ferner ist die Kooperationsfähigkeit, z. B. mit Musterverträgen für die Zusammenarbeit von Universität und Unternehmen, zu erleichtern.
Die Weiterentwicklung der Wissenschaftslandschaft in Deutschland wird über einen Wettbewerb der Standorte um Exzellenz und Innovationskraft erfolgen. Zukünftig werden die Wissenschaftsregionen gewinnen, denen es gelingt, integrierte Standortkonzepte neuer Qualität zu entwickeln und gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nachhaltig umzusetzen.
Integrierte Standortkonzepte neuer Qualität zeichnen sich durch folgende Merkmale und Ziele aus:
– Sie überzeugen durch ein thematisches Profil mit Alleinstellung auf nationaler und europäischer Ebene.
– Sie verbinden exzellente Forschung und Lehre, Aus- und Weiterbildung, Transfer und wirtschaftliche Aktivitäten zu einem leistungsfähigen Innovationssystem mit regionaler, nationaler und europäischer Wirkung und internationaler Ausstrahlung.
– Sie beziehen die relevanten Akteure aus Wissenschaft (Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungsinstitute), Wirtschaft (KMU, Großunternehmen und Verbände) und Politik ein.
– Sie haben als regionale Anker und Kern eine leistungsfähige Wissenschaftseinrichtung, lassen themenspezifische, aber auch transregionale Abstrahleffekte mit vernetzten Standorten zu.
– Sie fördern die interdisziplinäre, transdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit.
– Sie stärken die Innovationskraft insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen.
Innovation Labs
Eine moderner Ansatz für die Kooperation zwischen Unternehmen und Universitäten sind Innovation Labs. Sie beschäftigen sich interdisziplinär mit innovativen Fragestellungen, um diese in der Vorproduktentwicklung oder in Demonstratoren umzusetzen. Die Ergebnisse aus Innovation Labs fließen in die beteiligten Unternehmen, können aber auch als Grundlage für Firmengründungen genutzt werden.
Im Gegensatz zu bestehenden Gründerzentren, die primär Start-ups unterstützen, zielen Innovation Labs auf die Erarbeitung von Ideen für bestehende Unternehmen oder kommende Gründungen ab. Beispiel sind das Innovation Lab der Metropolregion Rhein-Neckar in Heidelberg und der neue MakerSpace von UnternehmerTUM. Es müssen weitere Innovation Labs in Bayern entstehen.
Bekanntheit bestehender Strukturen erhöhen
Für Forschungs- und Entwicklungsprozesse und Erprobungen existieren bereits umfangreiche Angebote, wie z.B. Living Labs. Allerdings werden diese zum Teil ungenügend genutzt. Es besteht Handlungsbedarf beim Abbau von Nutzungshürden und bei der Steigerung der Bekanntheit bestehender Angebote.
Für Unternehmen im ländlichen Raum sind die Ideen und die Expertisen aus der Universität nicht so schnell und einfach zugänglich. Mit Unterstützung der Wirtschaftsorganisationen könnten Thementage und Partnering Events der Hochschulen gezielt außerhalb von Zentren durchgeführt werden. So werden bestehende Angebote bekannt gemacht und verbessert.
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