Stär­ken stär­ken

Wie in fast al­len Volks­wirt­schaf­ten hat sich auch in Bay­ern in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren die Spe­zia­li­sie­rung auf sol­che Be­rei­che ver­stärkt, in de­nen be­reits ein kom­pa­ra­ti­ver Vor­teil be­steht. Für die baye­ri­sche In­dus­trie sind der Kraft­wa­gen­bau und der Ma­schi­nen­bau bei der Pro­duk­ti­on und Aus­fuhr so­wie For­schung und Ent­wick­lung die mit Ab­stand wich­tigs­ten Ein­zel­bran­chen. Glo­bal sind die­se die größ­ten Ex­port­bran­chen und si­chern der­zeit Bay­erns wirt­schaft­li­chen Er­folg. Des­halb müs­sen Kraft­wa­gen- und Ma­schi­nen­bau in je­dem Zu­kunfts­kon­zept der baye­ri­schen Wirt­schaft ei­ne tra­gen­de Rol­le spie­len. Vor­han­de­nen Stär­ken sind sys­te­ma­tisch aus­zu­bau­en und vor al­lem die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung voll aus­zu­schöp­fen.

Ein zen­tra­ler An­knüp­fungs­punkt ist die Kom­bi­na­ti­on von Stär­ke­fel­dern. Ein Schlüs­sel zum wei­te­ren Er­folg liegt ne­ben den In­no­va­tio­nen in den ein­zel­nen Tech­no­lo­gie­fel­dern in der Ver­net­zung von Tech­no­lo­gi­en und gan­zen Bran­chen. Die zu­neh­men­de Sys­tem­in­te­gra­ti­on und Ver­net­zung muss durch Po­li­tik, Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Ver­wal­tung kon­se­quent auf­ge­grif­fen und un­ter­stützt wer­den, vor al­lem zwi­schen den für Bay­ern be­son­ders aus­sichts­rei­chen Schlüs­sel­tech­no­lo­gi­en und -bran­chen.

Ne­ben der In­for­ma­ti­ons- und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie prä­gen auch in Zu­kunft neue Werk­stof­fe und Ma­te­ria­li­en den Kfz- und Ma­schi­nen­bau. Der­zeit steht die Ver­wen­dung von Car­bon in Mit­tel­punkt, in Zu­kunft wer­den wei­te­re Ma­te­ria­lin­no­va­tio­nen Ein­zug hal­ten. In­no­va­tio­nen ent­ste­hen nicht nur in den Be­rei­chen Be­last­bar­keit oder Ge­wicht: Neue Ent­wick­lun­gen der Mess­tech­nik ma­chen „smar­te“ Bau­tei­le mög­lich. Auch die En­er­gie­ver­sor­gung durch So­lar­zel­len wird zu­neh­mend in die Bau­tei­le in­te­griert.

Es gilt, wei­te­re An­sät­ze für die Kom­bi­na­ti­on vor­han­de­ner Stär­ke­fel­der mit krea­ti­ven Schnitt­stel­len zu fin­den, um In­no­va­tio­nen durch Tech­no­lo­gie­trans­fer und Ko­ope­ra­ti­on zu för­dern. Ein Bei­spiel sind die koh­len­stoff­ba­sier­ten Hoch­leis­tungs­werk­stof­fe; hier hat die Wis­sen­schaft in Bay­ern ih­ren In­no­va­ti­ons­auf­trag für die Wirt­schaft ver­stan­den.

Ein wei­te­rer sol­cher Be­reich kann die As­sis­tenz­ro­bo­tik wer­den. Sie wird sich zu ei­ner Schlüs­sel­tech­no­lo­gie der Ge­sell­schaft ent­wi­ckeln. Auch jen­seits des Ein­sat­zes von Ro­bo­tern in der Pro­duk­ti­on oder für Trans­port und Mo­bi­li­tät ent­ste­hen zahl­rei­che neue Ein­satz­ge­bie­te. Da­zu ge­hö­ren z.B. die neu­en mi­ni­mal­in­va­si­ven Chir­ur­gie­sys­te­me, me­cha­tro­nisch-ro­bo­ti­sche Im­plan­ta­te, in­tel­li­gen­te Pro­the­sen (z. B. Bau­kas­ten­prin­zip) oder „Per­so­nal As­sis­tan­ce“-Ro­bo­ter, die durch den de­mo­gra­fi­schen Wan­del ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung er­hal­ten. Da­mit bringt der Be­reich der Mensch- Ma­schi­ne-In­ter­ak­ti­on bzw. -Ko­ope­ra­ti­on um­fas­sen­den For­schungs­be­darf mit sich, der kon­zen­trier­ter als bis­her ab­zu­de­cken ist.

Auch die Luft- und Raum­fahrt­tech­no­lo­gie ge­hört zu den hoch­in­no­va­ti­ven Be­rei­chen, in de­nen der Frei­staat auf vor­han­de­ne Stär­ken auf­bau­en kann.

In Ge­sund­heits­wirt­schaft und Me­di­zin­tech­nik muss auf der vor­han­de­nen gu­ten Ba­sis vor al­lem im Be­reich For­schung und Ent­wick­lung auf­ge­baut wer­den, da de­ren Be­deu­tung an­ge­sichts des de­mo­gra­fi­schen Wan­dels kon­junk­tur­un­ab­hän­gig wei­ter steigt.

Über Er­wei­te­run­gen des An­ge­bots im ei­ge­nen Un­ter­neh­men oder Ko­ope­ra­tio­nen mit Dienst­leis­tern kön­nen Wert­schöp­fungs­ket­ten deut­lich ver­län­gert und neue Ge­schäfts­mo­del­le um­ge­setzt wer­den. Heu­te setzt schon rund ein Vier­tel der Un­ter­neh­men auf hy­bri­de Ge­schäfts­mo­del­le, mit stark stei­gen­der Ten­denz und mess­ba­ren wirt­schaft­li­chen Vor­tei­len. Ziel muss es sein, ein wett­be­werbs­fä­hi­ges und auf die Kun­den­be­dürf­nis­se zu­ge­schnit­te­nes Pro­dukt an­zu­bie­ten, und auch auf Än­de­run­gen im Kon­sum­ver­hal­ten fle­xi­bel re­agie­ren zu kön­nen.

So ver­liert z. B. der per­sön­li­che Be­sitz ei­nes Au­tos an Be­deu­tung. Die Er­war­tungs­hal­tung der Kun­den ver­schiebt sich vom Sta­tus­sym­bol zur be­darfs­ori­en­tier­ten und fle­xi­blen Ver­füg­bar­keit. Au­to­mo­bil­her­stel­ler wan­deln sich zu „Mo­bi­li­täts­dienst­leis­tern“ und stei­gen z. B. in den Car-Sharing-Markt ein. Sei­tens der Un­ter­neh­men be­steht ei­ne ent­schei­den­de Her­aus­for­de­rung dar­in, Kun­den frü­her und stär­ker in die neu­en Be­darfs­pro­fi­le ein­zu­bin­den.