Fi­nan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten ver­bes­sern

Zu vie­le In­no­va­tio­nen schei­tern noch an der Fi­nan­zie­rung. Des­halb wan­dern sie noch zu häu­fig aus Bay­ern aus.

Die baye­ri­schen För­der­quo­ten und -vo­lu­mi­na sind aus­bau­fä­hig. Ge­ra­de bei be­son­ders in­no­va­ti­ven, mög­li­cher­wei­se dis­rup­ti­ven Ent­wick­lun­gen sind ho­he För­der­quo­ten von re­gel­mä­ßig min­des­tens 40 Pro­zent er­for­der­lich, aber auch die Über­nah­me oder Ab­si­che­rung be­stimm­ter Teil­ri­si­ken.

Auf­ga­be der Po­li­tik ist es auch, sich in noch grö­ße­rem Ma­ße für die Ver­ga­be von Bun­des- und EU-Mit­teln nach Bay­ern ein­zu­set­zen, auch durch Un­ter­stüt­zung bei der An­trag­stel­lung, und ei­ne ent­spre­chen­de Ko-Fi­nan­zie­rung ge­zielt si­cher­zu­stel­len.

Die Ab­wick­lung der Ver­fah­ren muss ver­ein­facht, trans­pa­rent ge­stal­tet und be­schleu­nigt wer­den: Von der An­trag­stel­lung mit voll­stän­di­gen Un­ter­la­gen bis zur Ent­schei­dung über den För­der­an­trag dür­fen in der Re­gel nicht mehr als drei Mo­na­te ver­ge­hen.

Be­son­ders für in kauf­män­ni­schen Din­gen oft un­er­fah­re­ne Un­ter­neh­mens­grün­der sind kom­pe­ten­te An­sprech­part­ner und trans­pa­ren­te Fi­nan­zie­rungs­sys­te­me ent­schei­dend für den Grün­dungs­er­folg. Hier­zu ge­hört ei­ne ak­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on von För­der­pro­gram­men und För­der­in­hal­ten.

Um der Ver­net­zung Rech­nung zu tra­gen, muss Tech­no­lo­gie­för­de­rung ge­ra­de auch die Schnitt­stel­len zwi­schen Tech­no­lo­gi­en er­fas­sen. Star­re Be­gren­zun­gen durch Pro­gram­me sind da­her auf­zu­ge­ben.

Da­für emp­fiehlt sich ein ein­heit­li­cher Pro­gramm­ty­pus im Sin­ne ei­ner mis­si­ons­ori­en­tier­ten, pro­blem­zen­trier­ten För­de­rung. Zu­min­dest muss ein tech­no­lo­gie­über­grei­fen­des Ba­sis­pro­gramm al­le Ver­net­zun­gen zwi­schen den Tech­no­lo­gi­en ab­bil­den.

Gleich­zei­tig ver­bie­tet sich auch ei­ne strik­te Tren­nung nach Bran­chen, da­mit neu­en Ge­schäfts­mo­del­len Rech­nung ge­tra­gen wird und Wert­schöp­fungs­ket­ten voll­stän­dig ab­ge­bil­det wer­den kön­nen.

Da­mit KMU die Po­ten­zia­le der Di­gi­ta­li­sie­rung nut­zen kön­nen, brau­chen sie Be­ra­tung und In­for­ma­ti­on zu IKT, Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen und Ge­schäfts­mo¬del­len. Je­des Un­ter­neh­men in Bay­ern be­nö­tigt ei­ne di­gi­ta­le Stra­te­gie, die sich auch auf die IT-Si­cher­heit auf neu­es­tem Stand er­streckt. Hier­für braucht es ein un­kom­pli­zier­tes För­der­for­mat un­ter­halb der „klas­si­schen“ F + E För­de­rung, die für al­le Bran­chen so­wie für al­le An­wen­dungs­be­rei­che der Di­gi­ta­li­sie­rung ent­lang der je­wei­li­gen Wert­schöp­fungs­ket­te ein­schließ­lich Soft­ware of­fen ist (z. B. Er­neue­rung von Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen, IT-Si­cher­heit, Er­pro­bung neu­er Soft­ware, Ent­wick­lung neu­er Pro­duk­te etc.). Ge­för­dert wer­den sol­len die An­wen­dun­gen in klei­nen und mitt­le­ren Un­ter­neh­men und Start-ups. Mit¬nah­me­ef­fek­te sind aus­zu­schlie­ßen.

Der in­ter­na­tio­na­le Ver­gleich zeigt, dass in Deutsch­land die Fi­nan­zie­rung von tech­no­lo­gie­ori­en­tier­ten Un­ter­neh­men in der Grün­dungs- und Wachs­tums­pha­se durch Be­tei­li­gungs­ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten un­zu­rei­chend ent­wi­ckelt ist. Da in den USA 50-mal so viel Wag­nis­ka­pi­tal zur Ver­fü­gung steht wie in Deutsch­land, kön­nen dort po­ten­zi­ell dis­rup­ti­ve Tech­no­lo­gi­en in viel grö­ße­rem Um­fang und er­heb­lich ra­scher ent­wi­ckelt wer­den. Der Aus­bau der Ver­füg­bar­keit von Ri­si­ko­ka­pi­tal ist da­her ei­ne ele­men­ta­re Not­wen­dig­keit bei der Um­set­zung von in­no­va­ti­ver Tech­no­lo­gie in un­ter­neh­me­ri­sches Han­deln.

In Bay­ern gibt es mit Bay­ern Ka­pi­tal und LfA be­währ­te In­sti­tu­tio­nen, bei de­nen Grün­der so­wohl Hil­fe bei der Fi­nan­zie­rung als auch Un­ter­stüt­zung mit be­triebs­wirt­schaft­li­chem Know-how er­hal­ten. Dort gibt es auch Be­tei­li­gungs­pro­gram­me für den IT-Be­reich so­wie Fi­nan­zie­run­gen, die spe­zi­ell auf Vor­ha­ben mit er­heb­li­chen tech­ni­schen und wirt­schaft­li­chen Ri­si­ken zu­ge­schnit­ten sind. Trotz­dem er­scheint vie­len Start-ups der „Sze­ne­platz“ Ber­lin at­trak­ti­ver. Dar­aus lässt sich ab­lei­ten, dass ne­ben Um­feld­fak­to­ren auch die Sicht­bar­keit des vor­han­de­nen An­ge­bots so­wie ei­ner ein­heit­li­chen An­lauf­stel­le ent­schei­dend sind.

Nach­dem im Be­reich Di­gi­ta­li­sie­rung / IT ein Nach­hol­be­darf in Bay­ern be­steht, der sich über Bran­chen und Tech­no­lo­gi­en er­streckt, ist spe­zi­ell für Grün­der aus dem Be­reich IT ein ein­heit­li­cher An­sprech­part­ner („Di­gi­ta­li­sie­rungs­lot­se“) für Bay­ern Ka­pi­tal und LfA ein­zu­set­zen. Die­ser muss zu den be­stehen­den För­der­pro­gram­men und Fi­nan­zie­rungs­op­tio­nen be­ra­ten so­wie Kon­tak­te in das ent­spre­chen­de wirt­schaft­li­che und wis­sen­schaft­li­che Um­feld ver­mit­teln.

Dar­über hin­aus sind die steu­er­li­chen und re­gu­la­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen für Wag­nis­ka­pi­tal in Deutsch­land zu ver­bes­sern, zum Bei­spiel bei der Mo­bi­li­sie­rung von Ven­ture Ca­pi­tal für Wachs­tums- bzw. An­schluss­fi­nan­zie­run­gen. Das La­ter-Sta­ge-Fun­ding liegt in den USA mit ca. 12 Mrd. Eu­ro rund 30-mal so hoch wie in Deutsch­land. Das ho­he Ri­si­ko bei In­ves­ti­tio­nen von Ven­ture-Ca­pi­tal-Fonds in Un­ter­neh­mens­grün­dun­gen kann durch Ge­wäh­rung steu­er­li­cher An­rei­ze aus­ge­gli­chen wer­den.